Auszeichnung für den Natur-Schaugarten
4. Dezember 2014 Bericht Seite 20 im Unter-Emmentaler. Von Barbara Pfister
Auszeichnung für den Natur-Schaugarten
Im Festsaal der Stiftung Wagerenhof in Uster ZH fand die 19. BirdLife Naturschutztagung statt. Eine Delegation des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen durfte dabei eine mit 500 Franken dotierte Auszeichnung und eine Urkunde für ihr Natur-Schaugarten-Projekt entgegennehmen.
Die diesjährige Fachtagung vom SVS BirdLife Schweiz, «Biodiversität im Siedlungsraum, Natur vor der Haustür», stiess schweizweit auf sehr grosses Interesse. Der Festsaal in Uster war bis auf den letzten Platz mit 220 Teilnehmenden besetzt. Eines der zehn Ziele der Strategie Biodiversität Schweiz beinhaltet die Förderung der Natur im Siedlungsraum. Die neue fünfjährige Kampagne des SVS BirdLife Schweiz, seiner Kantonalverbände und Sektionen, ist daher diesem Thema gewidmet. Die BirdLife Tagung zeigte die Bedürfnisse verschiedenster Artengruppen an den Siedlungsraum auf. Zum Thema Siedlungsraum in der Strategie orientierte Gabriella Silvestri vom Bundesamt für Umwelt, BAFU. Es sei dringender Handlungsbedarf, sagte sie, denn der Verlust von natürlichem Lebensraum, Verlust an Arten und an genetischer Vielfalt in der Natur- und Vogelwelt sei drastisch.
Vogelschutz im Siedlungsraum
Zu Fördermassnahmen für die Mehlschwalben sprach Martin Schuck. Bestehende Mehlschwalben-Kolonien sollten besser geschützt werden; es sollten vermehrt Lehmtümpel angelegt und Nisthilfen angebracht werden. Zum Schutz von Alpen- und Mauerseglern orientierte Andres Beck. Immer wieder würden Altbauten mit Brutplätzen von Seglern durch Neubauten ersetzt, ohne dabei auch wieder neue Brutplätze für die Segler zu schaffen. Im Gesetz ist verankert, dass das Bauen während der Brutzeit nicht gestattet ist. Claudia Müller von der Vogelwarte Sempach orientierte über Brutplätze, Lebensraum und Verbreitung des Turmfalken und der Schleiereule in der Schweiz. Starke Rückgänge bei der Schleiereule, vor allem nach harten Wintern, seien festgestellt worden, weil zuwenig Nahrung vorhanden sei. Deshalb gilt die Schleiereule als gefährdet. Über den «Vogelkiller Glas» informierte Eva Inderwildi, Projektleiterin des SVS. Tausende Vögel sterben, weil sie in Glasscheiben Spiegelungen nicht erkennen, dagegen fliegen und dabei das Genick brechen. Vogelfreundlich sei, so die Referentin, mit Milchglas oder gemustertem Glas zu arbeiten. Nachträgliche Massnahmen, um die Gefahrenquelle Glas zu entschärfen, sind Folien mit Mustern.
Natur im Siedlungsraum – Wasen mit Pilotprojekt
450 Ideen von schweizweit 450 Sektionen zum Thema «Biodiversität im Siedlungsraum: Natur vor der Haustür», werden vom Schweizerischen Vogelschutz SVS gesucht. Bisher sind über 50 Projekte dazu eingegangen, eines davon vom Natur-und Vogelschutzverein Wasen. Noch befindet sich dieses Projekt in Wasen im Entstehen. Ziel ist es, Möglichkeiten zur Biodiversitätsförderung im Siedlungsraum zu demonstrieren. Dazu gehört auch die Förderung von Wildbienen und anderen Insekten. Das Projekt Natur-Schaugarten entsteht im nicht mehr genutzten Schulgarten beim Oberstufenschulhaus Wasen und wurde dem NV Wasen von der Gemeinde zu Naturschutz- zwecken zur Verfügung gestellt. Bisher wurden zirka 40 cm Humus abgetragen und Wandkies eingefüllt. Mit einem Steinplattenweg wurde das rund 360 Quadratmeter grosse Gelände in drei Bereiche aufgeteilt, die mit unterschiedlichen Samenmischungen angesät wurden. In einem weiteren Schritt wurde eine Demohecke mit 20 verschiedenen Straucharten gepflanzt und verschiedene Kleinstrukturen sowie die Fassade für ein Wildbienenhotel angelegt. Das Hotel soll nach und nach durch Schulklassen mit Bienennisthilfen aufgefüllt werden. Schüler und Bevölkerung werden durch einen Schaukasten und diverse Plakate informiert. Dieses Projekt in Wasen wurde nun vom Schweizerischen Vogelschutz SVS zusammen mit sechs weiteren Projekten aus der ganzen Schweiz ausgezeichnet. In Uster wurde an eine Delegation aus Wasen eine Urkunde sowie ein Betrag von 500 Franken überreicht. Diese Auszeichnung würdigt die Idee des NV Wasen. Der Natur-Schaugarten wird im nächsten Frühjahr eröffnet.
Förderung anderer Artengruppen
Igelfachmann Simon Steinemann vom Igelzentrum Zürich sprach über den Igel im Siedlungsraum. Wie man Igelfreundliche Stellen schaffen kann und wie Gefahren von Gartenrobotern, Fadenschneidern, Kellerschächten, Wassersammellöchern und elektrische Weidezäunen vermieden werden können. Igel sehen schlecht, dafür riechen und hören sie umso besser. Ein Igel kann in einer Nacht bis fünf Kilometer weit gehen auf der Suche nach Nahrung und Unterschlupf. Zum Reptilienschutz im Siedlungsraum referierte Andreas Meyer von der Koordinationsstelle für Amphibien und Reptilien in der Schweiz. Er plädierte auf mehr Unordnung für Reptilien und dafür, dass von Ende Juni bis Ende September keine Komposthaufen umgeschaufelt werden sollten, zum Schutz für die Eier, welche Reptilien darin ablegen. Zu Lebensräume für Wildbienen sprach Antonia Zurbuchen von Pro Natura St. Gallen. Rund 600 Arten von Wildbienen leben in der Schweiz, 50 % von ihnen sind gefährdet. Wildbienenpopulationen reagieren empfindlich auf Veränderung in ihrem Lebensraum. Artenreiche Blumen und Sträucher sind eine wichtige Nahrungsquelle und sollten reichlich vorhanden sein. Fledermäuse schützen und fördern, dazu gab Hans Peter Stutz, von der Stiftung für Fledermausschutz Zürich, Anregungen und Beispiele. In der Schweiz leben 30 Fledermausarten, davon 15 Arten im Siedlungsraum, die es zu schützen und zu fördern gilt.
Jedermann kann aktiv werden
Zum Schluss der Tagung zog Werner Müller, Geschäftsführer BirdLife Schweiz, eine positive Bilanz. Sensibilisierung und Motivation zum Aktionsplan Biodiversität seien entscheidend. Es gebe eine riesige Menge von Massnahmen, jede und jeder könne sofort aktiv werden. In der BirdLife Familie sei ein grosses Potenzial vorhanden, mit der neuen Kampagne «Biodiversität im Siedlungsraum: Natur vor der Haustür» des SVS/BirdLife Schweiz viel zu bewegen.