17. Dezember 2015 Bericht Seite 1 im Unter-Emmentaler. Von Liselotte Jost-Zürcher
Wasseramseln und Bergstelzen fördern
Auf Anregung des Vorstandsmitglieds der Schwellengemeinde Trachselwald, Georg Schmid, hat der Natur- und Vogelschutzverein Wasen (NVW) zwischen Grünenmatt und Thal, Heimisbach, unter geeigneten Brücken über dem Dürrbach mehrere Nistkästen für Wasseramseln montiert. Georg Schmid hat dabei selbst tatkräftig mitgeholfen. Die Wasseramseln suchen bereits jetzt ihre Reviere und beginnen im Februar zu nisten.
«Der Nistkasten muss an der senkrechten Brückenmauer befestigt werden; an der schrägen könnte ein Marder hochklettern und die Bruten zerstören», erklärt Martin Leuenberger, Präsident des NV Wasen, beim Montieren der Wasseramsel-Nistkästen. Minuten später ist ein neuer Nistplatz für die Wasseramsel bereit. Der kleine freiwillige Trupp fährt zur nächsten Brücke, welche den Dürrbach überquert. Sie wäre perfekt – aber beide Mauern sind schräg. Doch Leuenbergers Kollegen Stefan Finger und Hansueli Mumenthaler haben schnell eine Lösung zur Hand. Kurzerhand befestigen sie den Kasten anstatt an der Mauer am Brückenbogen senkrecht über dem Wasser. Das eiskalte Wasser und die Minustemperaturen am frühen Vormittag haben die Männer vergessen. Sie sind froh, dass die Witterung die Montage der Nistkästen noch erlaubt – und sie freuen sich, wenn hie und da der Ruf der Wasseramsel zu hören ist oder eine solche pfeilschnell davonfliegt.
Nisten schon im Februar
Bereits jetzt beginnen die Wasseramseln, ihre Reviere zu suchen. Sehr früh im Jahr beginnen sie zu nisten; wenn im Frühjahr andere Singvögel zu brüten anfangen, fliegen die jungen Wasseramseln meist schon aus. In die Gummistiefel geschlüpft ist an diesem Tag auch Georg Schmid aus Heimisbach. Die Schwellengemeinde Trachselwald schaut genau auf das Verhalten der heimischen Gewässer, kümmert sich um die Unterhalts- und Verbauungsarbeiten an den Bächen. Gerne aber beobachtet Georg Schmid auch die Fauna im und um den Bach, stellte unter anderem mit Freude fest, dass im vergangenen Sommer in einem alten Abflussrohr hoch über dem Bach eine Bergstelze gebrütet hatte. Denn bereits vor Jahren hatte der Verein in der Nähe seines Hauses einen Nistkasten angebracht. Im ersten Jahr wurde er von einer Bergstelze benützt, in diesem Jahr nun von einer Wasseramsel; die Bergstelze musste deshalb einen neuen Nistplatz suchen. Dies brachte ihn auf die Idee, dem einzigartigen Singvogel, der Wasseramsel, auch in Heimisbach mehr Lebensraum zu verschaffen. Der schwarze Vogel mit der weissen Brust ist der einzige Singvogel in Europa, der nicht nur gut schwimmen, sondern auch sehr geschickt tauchen kann. Kurze, rundliche Flügel, mit denen er sich unter Wasser fortbewegen kann, ein festes Gefieder, die durch die Nickhaut geschützten Augen und die mit einer Hautfalte verdeckte Ohröffnung erlauben es ihm, sich sogar in tosende Bäche zu wagen. Der Bestand in der Region schwankt von Jahr zu Jahr stark; sowohl Hochwasser, welches Bruten zerstört, als auch ausgetrocknete Bäche machen der Wasseramsel zu schaffen.
Gute Voraussetzungen für weitere Nistkästen
Gute Voraussetzungen für weitere Nistkästen Ihr Revier beträgt ungefähr 800 Meter. Ungeachtet dessen können die Nistkästen auch in näheren Distanzen aufgehängt werden. Denn werden sie nicht von Wasseramseln benützt, ist die Chance gross, dass eine Bergstelze darin nistet. Der Bestand der wunderschönen gelb-grau-schwarzen Vögel ist in der Region erfreulich gross, da vom NV Wasen in allen heimischen Bächen ein grosses Nistkastenangebot besteht. Die beiden Vögel konkurrieren sich nicht. Nicht selten werden im Abstand von nur wenigen Metern Bruten sowohl von Bergstelzen als von einer Wasseramsel festgestellt. Allerdings brütet die Bergstelze später, zirka Mitte bis Ende März. Georg Schmid und der NV Wasen werden das Treiben der Wasseramseln und Bergstelzen in Heimisbach im nächsten Jahr beobachten. Können in den nun montierten Kästen erfolgreiche Bruten festgestellt werden, sollen weitere Nistkästen, auch im Lichtgutgraben und im Laternengraben, montiert werden.