04. Januar 2013 Bericht im Unter-Emmentaler. Bericht von Liselotte Jost-Zürcher
«Ich finde bei euch unermesslichen Esprit»
Am Abend des «Bärzelistages» eröffnete Nationalrat Andreas Aebi die Jubiläumsausstellung des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen. Die Mitglieder des NV haben einmal mehr keine Mühe gescheut, den Besuchenden die vielfältige einheimische Vogelwelt zu präsentieren. Die Ausstellung im Schulhaus Wasen bleibt noch bis morgen Samstag bestehen.
«Äs gwautigs Biud – das zeigt d’Bedütig vo euem Verein u vo däm wo dir leischtet», begann Andreas Aebi seine Ansprache in der übervollbesetzten Turnhalle Wasen. Es waren keine leeren Stühle mehr aufzutreiben; bis in den Korridor staute sich das Volk. Selbst in den kühnsten Träumen hätten die Organisierenden nicht mit einem solchen Aufmarsch gerechnet. Der Alchenstorfer Nationalrat war im vergangenen Sommer in der Region Trachselwald-Sumiswald-Wasen zu Besuch. Für einmal stand dabei nicht die Politik, sondern der Natur- und Vogelschutz im Vordergrund. Tief beeindruckt konnte er sich hier vergewissern, welch riesige Arbeit der NV in den 20 Jahren seines Bestehens geleistet hat und heute leistet. Dank dem enormen Einsatz des Vereins, vorab seiner Initianten Martin Leuenberger, Stefan Finger und Matthias Flückiger, haben sich hier mittlerweile Alpensegler, Waldkäuze, Schleiereulen, gerademal 250 Paare Mauersegler und weitere einheimische Vogelarten angesiedelt.
Ein Handel ohne Geld
Es war ein Gegenbesuch, denn als Landwirt und Nationalrat Aebi einmal jemandem gegenüber äusserte, er wünsche sich «zehn Rauchschwalbenpaare im Futtertenn und 30 Mehlschwalbenpaare draussen, dazu den Gesang der Mauersegler über seinem Hof», verwies ihn jemand an Martin Leuenberger. Wenig später sass der Präsident des NV Wasen in Aebis Küche. Als er nach Wasen zurückkehrte, hatte er das Versprechen in der Tasche, dass Andreas Aebi die Jubiläumsausstellung eröffnen würde. Aebi seinerseits, der sich seit Jahren um neuen Lebensraum für Vögel, Insekten und Pflanzen bemüht, war im Besitz von wertvollen Tipps, um auch auf seinem Hof in Alchenstorf ein kleines Vogelparadies zu schaffen. «Ich finde bei euch einen unermesslichen Esprit, ein riesiges Verständnis für die Natur», stellte er fest. Andreas Aebi zeigte alle Facetten des Vereinslebens und des Wirkens des NV auf. Sein Fazit: «Was ihr hier vorlebt, wird alle politischen und finanziellen Werte überdauern.»
Halsbrecherisch
Nebst Gemeindepräsident Roland Holzer trat auch der völlig überwältigte Mitgründer und Vereinspräsident Martin Leuenberger vor die Gäste. Er hatte eine lange Liste Dankes- und Willkommensgrüsse zu verlesen, fand dann aber doch noch Zeit für einen kurzen Rückblick auf die 20 Jahre NV Wasen. Als Schulbuben noch, bei Wind und Wetter mit dem Velo oder Mofa unterwegs, montierten er, Stefan Finger und Matthias Flückiger vor bald 25 Jahren die ersten Nistkästen. Um Mauer- und Alpensegler anzusiedeln, brachten sie in geeigneten Bauten und in den umliegenden Kirchen Einfluglöcher und dahinter zweckmässige Nistkästen an – natürlich stets mit Einwilligung der jeweiligen Kirchgemeinden und Gemeinden. Manchmal waren die Aktionen mehr als halsbrecherisch: Damit Martin Leuenberger zuoberst im Kirchturm Wasen, in luftiger Höhe, die Einfluglöcher für die Mauersegler meisseln und dazu über die Mauer hinauslehnen konnte, hielten ihn die Kameraden an den Beinen… Zwei der Löcher schnitt er grösser und hoffte dabei, dass einst auch Alpensegler nisten würden.
Zehn Jahre später konnte der Vogelfreund das erste Alpenseglerpaar beim emsigen Ein- und Ausfliegen beobachten. Unterdessen schwirren in den Sommermonaten zahlreiche dieser herrlichen Segler über Sumiswald und Wasen. Die Alpensegler gelten heute gar als «Wahrzeichen von Sumiswald». «Ich geb’s zu – ich habe einen Vogel. Der Alpensegler ist mein Vogel», meinte Martin Leuenberger an der Eröffnungsfeier der Jubiläumsausstellung treuherzig.
Der Anlass wurde vom Jodlerklub Wasen umrahmt. Gemeinsam mit dem kleinen Pascal Finger schnitt Andreas Aebi anschliessend im Schulhaus Wasen das Band zur Ausstellung entzwei. Die Hunderte von Gästen fanden sich daraufhin unvermittelt in schönster Natur. Unzählige präparierte Vögel werden während der Ausstellung in möglichst natürlichem Umfeld gezeigt. Weder Wald noch Bach oder Nistkästen und Schlupflöcher fehlen. Dazu geben ein Film und Literatur weiteren Aufschluss über die einheimische Vogelwelt. Eine Bereicherung sind zudem die europäischen Eulen und Käuze sowie die Spechte, die der 80-jährige «Eulenvater aus Messen», Max Moser, zeigt. Ein weiterer Gast ist der «Hoffotograf» des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen, Andreas Krähenbühl aus Madiswil. Seit Jahren beobachtet und fotografiert er in seinen Tarnzelten in der ganzen Region Wildtiere und Vögel. Seine atemberaubenden Bilder zeigen Natur, wie sie die wenigsten Menschen jemals sehen.