1. Juli 2013 Bericht von Martin Leuenberger
Ein schöner Sommerabend.
Nach einem hektischen Tag gönne ich mir einige Zeit, setze mich entspannt auf eine Bank in den Schatten, genau dort, wo ich freien Blick zum Himmel habe, denn dort oben fliegen sie jetzt, die Segler am Sommerhimmel. Sofort höre ich sie, die "srie - srie"- Rufe der Mauersegler, ohne sie wäre für mich ein Sommer kaum mehr vorstellbar.
Ein eng geschlossener Schwarm von Seglern überfliegt in atemberaubendem Tempo unser Dorf, umrundet zwei - dreimal den Kirchturm, weiter geht das muntere Treiben über Feld und Wald. Jetzt nutzen sie die Thermik zum Segeln, steigen hoch auf, und zwischendurch schieben sie wieder kurze Schlagphasen ein. Das wechselvolle Spiel zwischen Kraftflug, Gleiten und Segeln ist an warmen Sommertagen wunderbar zu verfolgen. Plötzlich löst sich der Schwarm auf, und jeder segelt alleine am Sommerhimmel dahin, als ob sie einander nichts angingen. Eine Lust muss für die Segler das Fliegen sein! Für keine andere Vogelart unserer Breiten passt diese Feststellung besser.
Wenn ich diesen Luftakrobaten zuschaue, berührt mich nicht nur die Leichtigkeit ihres Fluges, sondern vielmehr die Tatsache, was diese rund 50 Gramm leichten Vögel schon alles von der grossen Welt gesehen haben. Sie kennen sich bei uns im Brutgebiet bestens aus. Kommen Jahr für Jahr an denselben Brutplatz zurück, haben auf ihrer weiten Reise die Kanten und Felsen unserer Alpen gesehen, das Mittelmeer, Nordafrika, die Wüste Sahara, den Äquator, den Urwald, Zentral- und Südafrika. Weit gereist und alles aus eigener Kraft! Was sind wir Menschen dagegen?
Am Sommerhimmel wird es jetzt langsam dunkel. Die letzten Brutvögel kehren zu ihren Jungen ans Nest zurück. In sausendem Gleitflug erreichen sie in abgemessenem Bogen den Nistplatz. Von weit her höre ich noch die letzten Rufe der Boten aus der Luft. Es sind einjährige, nicht brütende Segler die in warmen Luftschichten am Himmel übernächtigen. Mich plagt das wehmütige Wissen, dass diese Phase des Sommers langsam zu Ende geht, denn sind die Segler nach nur dreimonatigem Brutaufenthalt weggezogen, so wird es wieder still über den Dächern unseres Dorfes.
Und übrigens, gönnen Sie sich doch in unserer hektischen Zeit auch zwischendurch etwas Ruhe, setzen sie sich hin und werfen sie vermehrt einen Blick zum Sommerhimmel.
Martin Leuenberger
Foto: Heinz Kobel