13. Oktober 2012. Bericht im Unter-Emmentaler. Von Barbara Pfister
Zugvögel verzieren ein prächtiges Panorama
Natur- und Vogelschutzverein Wasen, Zugvogeltage «Euro Birdwatch 2012». Einmal mehr fanden am ersten Oktoberwochenende die Zugvogeltage «Birdwatch» auf der Hinterarnialp statt. Gegensätzlicher hätten sich die zwei Tage nicht zeigen können: Der Samstag strahlte im Sonnenschein, der Sonntag verhüllte sich im grauen Nebelkleid.
Der Internationale Zugvogeltag EuroBirdwatch findet seit bald 20 Jahren jährlich am ersten Oktoberwochenende statt. An 56 Beobachtungsständen der lokalen Sektionen des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz, konnte der Vogelzug in der Schweiz beobachtet werden. Einer dieser Posten wird jährlich vom Natur- und Vogelschutzverein Wasen auf der Hinterarnialp errichtet und betreut. Bei diesem Anlass hat die interessierte Öffentlichkeit Gelegenheit den Vogelzug mitzuverfolgen. Dabei werden vorbeiziehende Zugvögel bestimmt, gezählt und notiert.
Glitzernde Vögel am frühen Morgen
Schon vor dem eigentlichen Zählstart am Samstag um 9 Uhr und noch bevor auf dem Hinterarni um 7.32 Uhr die Sonne hinter den Innerschweizer Bergen aufging, flogen Schwärme von Zugvögeln, auf ihrem Weg in den Süden, bei der Hinterarnialp vorbei. In vielen grösseren Gruppen flogen Buchfink und Star. Die Stare fliegen nach Südeuropa um dort zu überwintern. Millionen dieser Stare beziehen ihr Winterquartier zum Beispiel in der italienischen Hauptstadt Rom. Alle hatten sie gegen einen sehr zügigen Westwind anzukämpfen. Der jährliche Zug zwischen Brutgebiet und Winterquartier verlangt den Vögeln immer eine grosse körperliche wie auch koordinative Leistung ab. Als die Sonne ihre ersten Strahlen ins hügelige Emmental schickte und sie auf die fliegenden Vogelkörper trafen, glitzerte das Gefieder im Sonnenlicht und es war, als flöge Glitzerstaub durch die Luft. Ein wunderbarer Anblick.
Informativer Beobachtungsstand
Der Beobachtungsstand des NV Wasen auf dem Hinterarni war mit viel Bildmaterial zum Thema Vogelzug, mit viel Bestimmungsmaterial, mit Feldstechern und Fernrohren ausgerüstet. Zudem waren die Biologen Christian Rösti und Markus Krähenbühl vom NV Wasen für allfällige Fragen der interessierten Besucher vor Ort. Und gefragt wurde. Die Leute, ob gezielt zu diesem Anlass gereist, oder nur zufällig vorbeigekommen, zeigten sich beeindruckt von der enormen Leistung die ein Zugvogel auf dem Weg in sein Winterquartier vollbringt. Alle bestimmten Vogelarten wurden notiert. Bis am Samstagmittag waren es schon 33 verschiedene Arten, unter anderem Buchfink, Wiesenpieper, Heide- und Feldlerche, Mehl- und Rauchschwalbe, Mäusebussard, Rotmilan sowie Hänfling. Ein grosser Schwarm Kernbeisser wurde vor dem Mittag ebenfalls noch gesichtet und notiert. Am Nachmittag flogen noch vereinzelt Zugvögel beim Beobachtungsstand vorbei, jedoch zogen am Himmel auch immer mehr Schleierwolken auf. Gegen Abend wurde es am Stand noch einmal hektisch, als plötzlich eine Gruppe von fünf Vögeln auftauchte, die auch von den geschulten Augen der Biologen nicht sofort bestimmt werden konnte. Mit Hilfe von Fachbüchern konnten sie als Grünschenkel identifiziert werden.
Biodiversität – Vielfalt im Wald
Der erste dieser zwei Birdwatch Tage endete mit vielen schönen Beobachtungen und zufrieden begab man sich am Abend in den Gustistall auf dem Hinterarni, wo Vereinsmitglieder eine Ausstellung zum Thema «Biodiversität – Vielfalt im Wald» aufgebaut hatten. Der Zustand der Biodiversität im Wald ist zwar nicht so besorgniserregend wie zum Beispiel im Kulturland. Doch mangelt es an Elementen der Zerfallsphasen in unseren Wirtschaftswäldern. Totholz, Biotopbäume und Lichtungen sind heute nicht mehr in ausreichendem Mass vorhanden. Die einst breiten Übergangszonen zwischen Wald und Kulturland sind auf eine schmale Waldrandlinie zusammengeschrumpft. Mit dieser Ausstellung wollte man auf die Situation aufmerksam machen, damit die Waldbesitzer, Förster und Behörden die fehlenden Elemente im Wald fördern und so die Biodiversität erhöhen. In der Ausstellung waren Präparate zu sehen, die sich im kleinen aufgestellten Wald versteckt hatten. Unter anderem der Vogel des Jahres, der Zaunkönig, im Dialekt auch «Haagschlüferli» genannt, wie auch sein kugelförmiges Nest, waren zu sehen. Als man, nach gemütlichem Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung des «Duo Rindergrat», die Hinterarnialp verliess, begann es zu regnen.
Regen, Wind und Nebel
Der Regen in der Nacht brachte am Sonntagmorgen den Nebel und dieser Nebel hing genau über der Hinterarnialp. Zudem blies wieder ein zügiger Wind. An eine Beobachtung war an diesem zweiten Birdwatch Tag überhaupt nicht zu denken. So verbrachte man diesen nebligen Herbsttag im Gustistall. Am Nachmittag gab es dort das beliebte Lebkuchen- und Blumenzwirbelen, für Unterhaltung sorgte das Trio Schwalbengruss und man konnte am Schätzwettbewerb teilnehmen. Für Speis und Trank war ebenfalls bestens gesorgt. Trotz diesem misslichen Wetter kam doch noch eine grosse Anzahl Besucher an diese Chilbi im Stall. Nach nun drei Schönwetter-Jahren am Birdwatch Wochenende, setzten Nebel und Regen am Sonntag diesem Lauf ein Ende. Gezählt wurden am Samstag am Beobachtungsstand Hinterarnialp total 5100 Zugvögel. Die drei am meisten gesichteten Zugvogelarten waren Buchfink, Wiesenpieper und Star.
Gesamtschweizerisch wurden fast 183 000 Vögel gezählt.